Am 9. April brachte die russische Raumfahrtagentur Roskosmos das bemannte Raumfahrzeug Sojus MS-16 in eine Erdumlaufbahn. An Bord befanden sich die beiden Kosmonauten Anatoli Iwanischin und Iwan Wagner sowie der US Astronaut Christopher Cassidy. Die Crew erreichte bereits sechs Stunden nach dem Start die Internationale Raumstation. Es war das erste Mal, dass eine Sojus 2.1a für einen bemannten Einsatz verwendet wurde.

Aufgrund der Beschränkungen durch den Corona-Virus waren dieses Mal beim traditionellen „walk-out“ der Crew zur Startrampe nur sehr wenige Menschen anwesend. Normalerweise sind es mehrere hundert. Diesmal waren kaum Offizielle da oder Angehörige der Crew. Neben dem unabdingbar notwendigen technischen Personal konnten nur einige wenige speziell auf den Corona-Virus getestete Personen der Verabschiedung beiwohnen. Somit entfielen dieses Mal auch nicht die sonst in Russland üblichen Umarmungen und Abschiedsküsse.

Die dreiköpfige Crew startete um 9:05 Uhr mitteleuropäischer Zeit von der Anlage 31/6 in Baikonur und erreichte knapp zehn Minuten später einen ersten Übergangsorbit. Von dort aus begann die Annäherung an die ISS auf einer schnellen Transferbahn, die innerhalb von vier Orbits und gut sechs Stunden Flugdauer zur ISS führte. Das Anlegemanöver an der ISS erfolgte um 15:15 Uhr mitteleuropäischer Zeit.

Vor der Ankunft von Iwanischin, Wagner und Cassidy befanden sich drei Personen an Bord der ISS, nämlich Oleg Skripotschka, Andrew Morgan und Jessica Meir. Die werden nach derzeitiger Planung am 17. April wieder zur Erde zurückfliegen, so dass danach nur die Mitglieder der Expedition 63 alleine an Bord der ISS sein werden. Und dies – nach heutiger Planung – bis etwa Ende Mai oder Anfang Juni. Dann soll erstmals seit dem Jahre 2011 wieder ein bemanntes Raumschiff von amerikanischem Boden aus starten, das beim so genannten „Crew Dragon Demo 2-Flug“ die Astronauten Douglas Hurley und Bob Behnken zur ISS bringen wird. Diese beiden Astronauten sollen dann zwei bis drei Monate an Bord der ISS verbringen, so dass die komplette Mannschaftsstärke danach fünf Personen beträgt.

Kurz nach ihrer Rückkehr im Juli oder August soll dann die nächste bemannte Dragon-Raumkapsel zur ISS starten. Dieses Mal mit den Astronauten Michael Hopkins, Victor Glover, Soichi Noguchi und Shannon Walker an Bord. Deren Mission soll sechs Monate dauern und die Bezeichnung USCV-1 (US Crew Vehicle 1) oder kurz Crew 1 tragen. Die neuen bemannten Raumschiffe von SpaceX und Boeing sollen bei ihren Einsatzmissionen mit jeweils vier Besatzungsmitgliedern starten.

In der Folge sollen wie bisher insgesamt vier Besatzungen jährlich zur ISS fliegen. Das sind dann jeweils zwei aus Russland und zwei aus den USA. Weil die US-Raumschiffe aber vier Personen aufnehmen können (in Notfällen sogar bis zu sieben), kann die Besatzungsstärke der ISS auf sieben Personen erhöht werden, sobald es zum regelmäßigen Einsatz der neuen US-Raumschiffgeneration kommt.

Bild: Missionslogo Sojus MS-16; Quelle: Roskosmos