Header

Für viele mag 2020 ein Katastrophenjahr gewesen sein, für SpaceX galt das aber gewiss nicht. Obwohl noch ein oder zwei Starts in diesem Jahr ausstehen kann man jetzt schon sagen, dass die Falcon 9 die am häufigsten geflogene Orbitalrakete der Welt war. Bei ihren insgesamt 26 Einsätzen wurden mehr als 840 operationelle Satelliten abgesetzt. Damit gehen etwa ein Viertel der weltweiten erfolgreichen Orbitalstarts auf das Konto von SpaceX. Die am zweithäufigsten eingesetzte Rakete weltweit sind die drei Versionen der Sojus 2.1. Sie kam insgesamt 14mal zum Einsatz.

Am 19. Dezember erfolgte der 26. erfolgreiche Start einer Falcon 9 in diesem Jahr, gefolgt von der 23. erfolgreichen Landung einer Falcon 9-Erststufe. Das bedeutet, dass die Falcon 9 im Schnitt alle zwei Wochen einen Start durchführte. Alle Starteinsätze der Rakete verliefen erfolgreich. Der bisherige firmeninterne Rekord lag bei 18 Missionen im Jahr 2018. Am vielleicht bemerkenswertesten ist dabei der Ausbau der Wiederverwendung von Erststufenboostern. In diesem Jahr wurde nämlich erstmals die vierte, fünfte, sechste und siebte Wiederverwendung von bereits geflogenen Boostern erzielt. Damit ist man bei SpaceX schon sehr nahe an dem Ziel von bis zu zehn Einsätzen für eine Falcon 9.  

Für Cape Canaveral -  also für die Cape Canaveral Space Force Station und das Kennedy Raumfahrzentrum - war es der 31. Start des Jahres. Das sind so viele wie seit 1966 nicht mehr. In diesem Jahr vor 54 Jahren gab es insgesamt 33 Starts von Cape Canaveral aus. Zwei waren damals suborbitale Missionen, zwei orbitale Missionen misslangen, so dass es seinerzeit 29 erfolgreiche Flüge von Florida aus gab. Somit ist die Zahl von 2020 sogar höher zu bewerten, denn heuer gingen vor hier aus 30 Missionen erfolgreich in den Orbit.

Zum Jahresabschluss für SpaceX startete der Falcon 9-Booster Nummer 1059 zu seinem fünften Einsatz und brachte bei der Mission NROL-108 zwei geheime Satelliten des National Reconnaissance Office (NRO) in eine niedrige Erdumlaufbahn. Der Einsatz begann um 15:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit an der historischen Startanlage 39A des Kennedy Space Centers. Der Brennschluss der neun Erststufentriebwerke erfolgte verhältnismäßig früh: zwei Minuten und 18 Sekunden nach dem Verlassen der Startrampe. Elf Sekunden später zündete die zweite Stufe, weitere elf Sekunden später wurden die beiden Hälften der Nutzlastverkleidung abgetrennt. Ab da gab es auf Wunsch des Kunden keine weitere Berichterstattung über den Fortgang des Fluges von zweiter Stufe und Nutzlast mehr. Dadurch konnte sich die Berichterstattung auf die Landung des Boosters in der Landing Zone 1 auf der Cape Canaveral Space Force Station konzentrieren, und die erfolgte acht Minuten und 15 Sekunden nach dem Liftoff. Es war damit die 70. erfolgreiche Landung eines Falcon 9-Boosters.

Die Nutzlastverkleidungen wurden von zwei Spezialschiffen, der GO Ms. Tree und der GO Ms. Chief ,etwa 330 Kilometer vom Startort entfernt unbeschädigt aus dem Meer gefischt. Sie werden, genauso wie die erste Stufe, bei einem späteren Flug wiederverwendet.

Marco Langbroek, ein bekannter Satellitenspotter, identifizierte NROL-108 auf einer Umlaufbahn mit einem Perigäum von 520 Kilometern, einem Apogäum von 540 Kilometern und einer Bahnneigung zum Äquator von 51,35 Grad. Er erkannte auch als erster, dass es sich bei der Nutzlast um zwei Satelliten handelt, die inzwischen im Zarya-Katalog (https://www.zarya.info/) als USA 312 und USA 313 bezeichnet werden.

Wie üblich bei Nutzlasten des NRO wurde nichts über die Art und Aufgabe des Raumfahrzeugs verlautbart. Auch über die angestrebte Umlaufbahn hielt sich der Auftraggeber bedeckt. Aus der Tatsache, dass der Booster zur Landung zum Cape zurückfliegen konnte, lässt sich erkennen, dass die Nutzlast leicht gewesen sein muss und nicht recht viel mehr als maximal vier Tonnen gewogen haben dürfte.  Das Flugprofil ähnelt dem der Mission von NROL-76 - die SpaceX im Mai 2017 für das NRO ausgeführt hat.

Auffallend bei dieser Mission war auch, dass SpaceX auf den sonst meist üblichen statischen Brennlauf einige Tage vor dem Start verzichtet hat. Das geschah bislang nur bei insgesamt vier der insgesamt 103 Falcon 9-Missionen.

Bild: Startlogo der Mission NROL-108; Quelle SpaceX