Der dritte und letzte Testflug der russischen Angara 5-Trägerrakete verlief am 27. Dezember nur teilweise nach Plan. Betrachtet man nur die Basisstufen des Trägers, dann war die Mission erfolgreich. Die neue Persie-Oberstufe dagegen, die ebenfalls getestet wurde, konnte lediglich einen Teilerfolg verzeichnen. Bereits nach dem ersten von insgesamt vier geplanten Brennmanövern quittierte sie ihren Dienst. Eine echte Satellitentransportmission würde damit als gescheitert gelten. Allerdings war bei diesem Testflug kein zahlender Kunde an Bord, sondern lediglich ein 2,4 Tonnen schwerer Nutzlastsimulator mit der Bezeichnung IPN. Der primäre Testgegenstand war die Angara 5-Rakete.

Die Mission begann um 20:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit an der Startrampe 35/1 des nordrussischen Raumfahrtzentrums Plessezk. Nach dem (einzigen) erfolgreichen Brennmanöver der Persei-Oberstufe befand sich die Stufe mit dem Nutzlastdummy in einer Bahn mit einem Perigäum von 179 Kilometern, einem Apogäum von 201 Kilometern und einer Bahnneigung zum Äquator von 63,4 Grad. Diese Umlaufbahn ist so niedrig, dass die Einheit innerhalb weniger Wochen in der oberen Erdatmosphäre verglühen wird.

Sowohl die Rakete als auch der Massensimulator wurden von Chrunitschew gebaut. Die Persei-Oberstufe stammt von RKK Energia. Der Massensimulator hätte, wäre der Flug nach Plan verlaufen, zunächst von der Persei im Laufe zweier Brennmanöver einem annähernd geostationären Orbit abgesetzt worden. Danach hätte sich die Persei-Oberstufe mit einem weiteren Schubmanöver mit der Nutzlast in einen Friedhofsorbit begeben sollen.

Die Entwicklung der Angara ist ein Sinnbild für die Agonie der russischen Raumfahrt nach dem Zerfall der Sowjetunion. Sie zieht sich seit fast 30 Jahren hin und nähert sich erst jetzt langsam ihrem Ende. Die ersten beiden Testflüge der Angara in den Varianten 1.2pp und Angara 5 erfolgten 2014. Es dauerte danach sechs Jahre, bis im Dezember 2020 ein zweiter Prototyp flog.

Die Angara in ihren zunächst zwei Versionen soll eine Reihe älterer russischer Träger ersetzen, vor allem die Proton. Innerhalb der zwei Basisversionen gibt es wiederum Untervarianten, die vor allem durch unterschiedliche Oberstufen bestimmt sind. Grundbaustein einer jeden Angara ist das URM (Universal Rocket Module). Die Angara 1.2 besitzt davon nur eines, die Angara 5 dagegen fünf. Die Angara 5 wird zukünftig entweder die Persei-Oberstufe verwenden (eine modifizierte Blok DM-03 Stufe der Proton) oder die Briz M, die gegenwärtig auch auf der Proton fliegt oder aber die KVTD, eine neu entwickelte Oberstufe, die mit flüssigem Sauerstoff und flüssigem Wasserstoff arbeitet. Sie erlaubt es der Angara 5, eine Nutzlast von 7,5 Tonnen in einen geostationären Transferorbit zu bringen.

Für 2022 ist der Einsatz von drei Angara-Raketen geplant. Zwei in der Version 1.2, eine als Angara 5/Persei. Gestartet werden die Angara-Raketen entweder von Plessezk aus oder vom neuen russischen Weltraumbahnhof in Wostotschny.

Bild: Startvorbereitung einer Angara 5-Rakete. Archivbild vom zweiten Testflug. Quelle: Roskosmos