In der Geschichte der Raumfahrt gab es drei Systeme von Orbitalraketen die für einen Start von einem Trägerflugzeug aus bestimmt waren oder es noch sind: Das erfolglose NOTS-EV System mit den Pilot- und Caleb-Raketen der späten fünfziger und frühen sechziger Jahre,  das System Pegasus von Northrop Grumman und der LauncherOne von Virgin Orbit. Letzteres System versuchte am 25. Mai seinen Erstflug. Statistisch gesehen scheitern 50 Prozent aller Jungfernflüge neuer Raketen. Bedauerlicherweise gehörte auch der LauncherOne in diese Kategorie.

Das Trägerflugzeug des Launcher One,  eine stark modifizierte Boeing 747-400 mit der Bezeichnung „Cosmic Girl“, startete am 25. Mai um 20:56 Uhr mitteleuropäischer Zeit vom Mojave Air- and Spaceport in Kalifornien aus. Die Cosmic Girl war zuvor als Passagierflugzeug bei Virgin Atlantic eingesetzt worden. Unter ihrem linken Flügel trug sie die zweistufige Kleinträgerrakete LauncherOne, die nach Jahren der Entwicklung an diesem Tag ihren Erstflug durchführen sollte.

Das Trägerflugzeug gab die Rakete in einer Höhe von 10.000 Metern über dem Pazifik, südwestlich von San Nicolas Island vor der südkalifornischen Küste frei. Die Trennung der Rakete vom Flugzeug erfolgte planmäßig, genauso wie der nachfolgende fünf Sekunden lange freie Fall und die Zündung des mit RP-1 und flüssigem Sauerstoff betriebenen NewtonThree-Triebwerks. Nach neun Flugsekunden quittierte der Raketenmotor aber aus noch unbekanntem Grund seinen Dienst und die Rakete stürzte ab. Nach Angaben von Virgin Orbit blieb bis zum Aufschlag auf dem Wasser strukturell intakt. Die Boeing 747-Trägermaschine kehrte unbeschadet wieder nach Mojave zurück.

An Bord Launcher One befand sich statt einer Nutzlast lediglich ein Massensimulator. Einen teuren Satelliten wollte Virgin Orbit bei diesem Versuchsflug – zu Recht, wie sich herausstellte - nicht riskieren.

Virgin Orbit geht davon aus, dass zukünftig die Mehrheit ihrer Starts von Mojave aus erfolgen werden. Das System ist aber so ausgelegt, dass es von einer ganzen Reihe von Startzentren aus verwendet werden kann, unter anderem vom Kennedy Space Center in Florida, der Luftwaffenbasis Anderson auf der Insel Guam oder auch von europäischen Flughäfen aus.

Das LauncherOne-System ist dafür ausgelegt, eine Nutzlast von etwa 500 Kilogramm auf eine niedrige Erdumlaufbahn zu transportieren, oder etwa 300 Kilogramm auf einen polaren, sonnensynchronen Orbit.

Bild: Abwurf des LauncherOne; Credit: Virgin Orbit