Indiens GSLV scheitert – EOS-03 verloren
Indiens Raumfahrtprogramm musste am 12. August einen herben Rückschlag hinnehmen als eine Trägerrakete des Typs GSLV Mk. II mit dem Erdbeobachtungssatelliten EOS-03 an Bord nicht die Umlaufbahn erreichte. Es war beim 14. Start einer GSLV-Rakete bereits der vierte komplette Fehlschlag. Dazu kommen noch zwei Teilversager, bei denen die Nutzlasten nicht auf ihren korrekten Umlaufbahnen abgeliefert wurden. Weltweit gibt es derzeit keine Einsatz-Trägerrakete mit einer schlechteren Erfolgsquote.
Northrop Grumman brachte am 11. August mit einer Trägerrakete des Typs Antares 230+ im Auftrag der NASA ein Cygnus-Nachschubraumschiff auf den Weg zur Internationalen Raumstation. Die Mission trug offiziell die Bezeichnung NG-16, für den 16. Einsatz eines Northrop Grumman Transporters zur ISS. Inoffiziell erhielt das unbemannte Cygnus-Raumschiff den Namen „S.S. Ellison Onizuka“ (S.S. für Space Ship), nach dem gleichnamigen US-Astronauten, der im Januar 1986 bei der Challenger-Katastrophe ums Leben gekommen war.
China brachte am 5. August einen militärischen Kommunikationssatelliten mit der Bezeichnung Zhongxing-2E in eine geostationäre Transferbahn. Der Satellit wird im Westen auch als ChinaSat 2E bezeichnet. Die Mission begann am zentralchinesischen Weltraumbahnhof Xichang. Als Träger wurde eine Rakete des Typs Langer Marsch 3B/G3 eingesetzt. Es war der vierte chinesische Orbitalflug innerhalb einer Woche.
China startete am 4. August zwei Satelliten in eine polare, sonnensynchrone Erdumlaufbahn. Der Start erfolgte vom Weltraumbahnhof Taiyuan aus. Als Träger wurde eine Rakete des Typs Langer Marsch 6 verwendet. Die beiden Nutzlasten tragen die Bezeichnung KL-Beta A und KL-Beta B. Die Mission erfolgte im Auftrag des in München und Berlin ansässigen Start-ups KLEO-Connect GmbH, das chinesische Anteilseigner hat.
Das chinesische Privatunternehmen iSpace (auch Interstellar Glory genannt) scheiterte am 3. August zum zweiten Mal in diesem Jahr mit einem Orbitalstart. Insgesamt war es schon der dritte Start einer Hyperbola 1. Der Jungfernflug am 25. Juli 2019 war noch erfolgreich gewesen. Die damals verwendete Version war allerdings kleiner und konstruktiv etwas anders gestaltet als die Variante, die für die Missonen 2 und 3 eingesetzt wurde. Die ist vier Meter länger und beim Start 42 statt der früheren 31 Tonnen schwer.
Seit dem vorausgegangenen Einsatz einer Ariane 5 ist nahezu ein Jahr vergangen. Die Verzögerung trat auf, weil sich in der speziell für den Transport des Hubble Space Telescopes umkonstruierten (und nun in der Folge auch für die normalen Satellitenstarts verwendeten) Nutzlastverkleidung technische Probleme ergeben hatten, die zu einem unakzeptabel hohen Vibrationsniveau geführt hatte. Somit waren weitere konstruktive Änderungen an der Fairing erforderlich.
Zweieinhalb Monate nach einem Fehlstart kehrte die Rocketlab Electron, wieder in den Normalbetrieb zurück. Am 29. Juli verlief der Start einer Rakete dieses Typs mit einem Satelliten des US Space Force problemlos. Die Mission begann an der Startanlage 1A des privaten Spaceports von Rocketlab, der an der Ostküste der neuseeländischen Nordinsel auf der Halbinsel Mahia gelegen ist. Es war der insgesamt 21. Einsatz dieses Trägers.
China brachte am 29. Juli die vierte Einheit der Tianhui 1-Erdbeobachtungssatelliten in einen sonnensynchronen, polaren Erdorbit. Bei dieser Satellitenreihe handelt es sich um Stereo-Scanner für Kartografierungszwecke und das Auffinden von Bodenressourcen. Die Tianhui-Satelliten werden von der Nationalen Volksarmee betrieben. Die Mission nahm am Weltraumbahnhof von Jiuquan ihren Anfang. Als Träger wurde eine Rakete des Typs Langer Marsch 2D eingesetzt. Es war der 25. Chinesische Orbitalstart im laufenden Jahr und der 62. Einsatz einer Langer Marsch 2D.
Es gibt Raumfahrtprojekte, die scheinen nie aus den Startblöcken zu kommen. Sie erfahren Verzögerung um Verzögerung, manchmal über Jahrzehnte. Raumfahrt-Enthusiasten, die heute gestandene Erwachsene in den Mitt-Dreißigern sind, erinnern sich daran, schon in ihrer Kindheit von diesen Projekten gehört zu haben. Projektfossilien dieser Art sind beispielsweise das James Webb-Space Telescope, das SLS-System der NASA, der russische Luna 25-Mondlander oder das europäische ExoMars-Vorhaben.