Seit dem vorausgegangenen Einsatz einer Ariane 5 ist nahezu ein Jahr vergangen. Die Verzögerung trat auf, weil sich in der speziell für den Transport des Hubble Space Telescopes umkonstruierten (und nun in der Folge auch für die normalen Satellitenstarts verwendeten) Nutzlastverkleidung technische Probleme ergeben hatten, die zu einem unakzeptabel hohen Vibrationsniveau geführt hatte. Somit waren weitere konstruktive Änderungen an der Fairing erforderlich.

Allerdings ist diese lange Verzögerung auch ein Hinweis auf den Status der europäischen Orbitalträger, denn insgesamt war es überhaupt erst die zweite europäische Mission in diesem Jahr. Bei bislang schon 70 Orbitalstarts weltweit. Allein der ehemalige Mitkonkurrent SpaceX, eine Privatfirma die inzwischen Europa weit hinter sich gelassen hat, hat in diesem Jahr schon 20 Missionen absolviert.

Die europäische Raumfahrt fällt weltweit nicht nur zurück, sie verkauft sich auch schlecht, wie bei der Live-Übertragung zum aktuellen Start wieder einmal festzustellen war. Einen zugegebenermaßen ziemlich persönlich gefärbten Rant zum Thema Launch-Webcast von Arianespace gibt es hier: https://space-jahrbuch.de/arbeit.php?id=101 , denn in dieser nervtötenden Melange aus Blablabla, Promofilmchen, glattgebügelten Manager-Statements und Zurschaustellung schicker Moderatorinnen und Moderatoren ging beinahe die Hauptsache unter, nämlich dass am Abend des 30. Juli eine Ariane 5 bei der Mission AV 234 erfolgreich zwei Raumfahrzeuge auf eine geostationäre Transferbahn brachte.

Der Einsatz begann um 23:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit an der Startanlage 3 (ELA-3) am europäischen Weltraumbahnhof Kourou. An Bord befanden sich die beiden Kommunikationssatelliten Star One D2 und Quantum. 36 Minuten und 24 Sekunden nach dem Liftoff waren beide Einheiten auf einer Bahn mit einem Perigäum von 210 Kilometern und einem Apogäum von 35.700 Kilometern und einer Bahnneigung von 2,96 Grad zum Äquator abgesetzt.

Star One ist eine recht massiver Kommunikationssatellit mit einem Startgewicht von 6.190 Kilogramm. Gebaut wurde er von Maxar Technologies auf der Basis der (ex-) Space Systems Loral-Plattform 1300. Er wird auf 70 Grad westlicher Länge stationiert werden und Kommunikationsdienstleistungen für Zentral- und Südamerika und den Mittel- und Südatlantik zur Verfügung stellen. Er verfügt über Transponder in vier Wellenbereichen, nämlich im X-Band, im Ku-, Ka- und C-Band. Besitzer und Auftraggeber der Einheit ist der brasilianische Betreiber Embratel.

Der beim Start 3.461 Kilogramm schwere Quantum wurde von Airbus Defense and Space gebaut. Er ist der erste europäische Satellit, bei dem die gewünschten Frequenzbänder frei programmierbar sind, so dass der Kunde das Raumfahrzeug ganz nach seinen jeweiligen und sich möglicherweise ändernden Bedürfnissen einsetzen kann. Auftraggeber und Eigner des Raumfahrzeugs ist Eutelsat, die ihn auf 48 Grad östlicher Länge einsetzen will, um hauptsächlich den mittleren Osten und Nordafrika mit Kommunkationsdienstleistungen zu versorgen.

Bild: Startlogo; Quelle: Arianespace