Space Domain Awareness ist eines der Überwachungsinstrumente für raumfahrtbetreibende Nationen. Darunter versteht man die Untersuchung und Überwachung von Satelliten generell, die Erkennung, Verfolgung, Identifizierung und Katalogisierung aktiver und inaktiver Satelliten, Endstufen von Trägerraketen oder einfach auch nur von Weltraummüll.  Für militärische und geheimdienstliche Organisationen bedeutet das neuerdings auch immer Häufiger die Überwachung und Ausspähung gegnerischer oder potentiell feindlicher Raumfahrtobjekte direkt vor Ort, also im Erdorbit.

Diese Aufgabe ist bereits im niedrigen Erdorbit schwierig, aber im geosynchronen Orbit noch einmal eine Größenordnung anspruchsvoller. Für die Durchführung dieses Auftrages, also der Überwachung des Weltraum-Umfeldes, brachte die United Launch Alliance (ULA) für das National Reconnaissance Office (NRO) und der US-Space Force (USSF) drei Raumfahrzeuge mit der Bezeichnung „Silentbarker“ im Rahmen der Mission NROL-107 in eine Umlaufbahn, die etwa 7.000 Kilometer oberhalb des geostationären Gürtels liegt. Es wird vermutet, dass in absehbarer Zeit eine zweite Gruppe von drei Silentbarkers starten wird, und dann ebenfalls eine „Wachhundposition“ oberhalb des geostationären Gürtels einnimmt, um von dort Satelliten anderer Nationen in Augenschein zu nehmen. Aus dieser Position könnten die Einheiten noch Obekte von nur wenigen Zentimetern Größe feststellen.

Die Startmission für NROL-107 begann um 14:47 Uhr mitteleuropäischer Zeit an der Startanlage 41 der Cape Canaveral Space Force Station. Etwa sieben Stunden nach dem Liftoff hatte die Centaur-Oberstufe eine Umlaufbahn mit einem Perigäum von 41.850 Kilometern, einem Apogäum von 42.480 Kilometern und einer Inklination von null Grad erreicht. Es ist nicht bekannt, ob die drei Satelliten dort verbleiben, oder sich – was eher anzunehmen ist – mit ihren Bordtriebwerken auf eine andere Umlaufbahn manövrieren. Nach dem erfolgreichen Start bekamen die Raumfahrzeuge die militärischen Zählnummern USA 346, 347 und 348.

Für diese Mission setzte die ULA eine Atlas 5 in der stärksten Variante Atlas 5 551 ein. Es war der letzte Einsatz einer Rakete dieses Typs für den US-Geheimdienst. Alle weiteren Missionen werden zukünftig mit der neuen Vulcan-Rakete der ULA geflogen.

Bild: Stoff-Emblem der Mission. Quelle: ULA