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Nachdem One Web im Sommer der  Insolvenz entronnen war, nahm das Unternehmen die Starts zur Stationierung der gleichnamigen Internet-Konstellation am 18. Dezember wieder auf. Im Auftrag von Arianespace und Starsem (welche die Sojus für den Gebrauch außerhalb der Russischen Föderation vermarktet) brachte an diesem Tage eine Sojus 2.1b Fregat vom Weltraumbahnhof Wostotschny aus 36 neue Einheiten des One Web-Satellitennetzes in eine nahezu polare Erdumlaufbahn.

Die Sojus ist die einzige Rakete, die von vier verschiedenen Startplätzen auf drei Kontinenten eingesetzt werden kann. Dies sind Plessezk (Europa), Baikonur und Wostotschny (Asien) und Kourou (Südamerika). Wostotschny liegt dabei am weitesten nördlich (51,5 Grad Nord) und ist somit für die Zielbahn der One Web-Satelliten am besten geeignet. Dies wird nicht zuletzt dadurch manifestiert, dass die Sojus von dort aus 36 One Web-Satelliten in den Orbit bringen kann anstelle von nur 34 von Baikonur aus. Das Gesamtgewicht der Nutzlast inklusive der Adapter betrug 5.810 Kilogramm.

Die Mission war der vierte Einsatz einer Sojus 2 für One Web. Drei Flüge erfolgten noch vor der Insolvenz. Damit befinden sich jetzt 110 Satelliten der Konstellation im Orbit.

Die Mission begann um 13:26 Uhr an der Startanlage 1S des neuen russischen Kosmodroms. Der Einsatz dauerte fast vier Stunden, danach waren alle 36 Einheiten auf den vorgesehen Bahnen abgesetzt. Der Absetzorbit befindet sich in 450 Kilometern Höhe bei einer Bahnneigung zum Äquator von 87,5 Grad. Nach der Aktivierung und dem Checkout begeben sich die Einheiten nun mit ihren Bordtriebwerken auf ihren Arbeitsorbit in 1.200 Kilometern Höhe. Das Absetzen der Satelliten erfolgte in einem komplexen Manöver, das umfangreiche Brennmanöver des Lageregelungssystems der Fregat erforderte. Dabei wurden in zeitlichen Abständen von jeweils 19 Minuten jeweils vier Satelliten gleichzeitig abgesetzt.

Die britische Regierung (über den National Security Strategic Investment Fund)  und der indische Investor Bharti Enterprises Ltd hatten das Unternehmen für jeweils 500 Millionen Dollar gekauft, nachdem es im Frühjahr in finanzielle Schieflage geraten war. Zuvor hatten die ursprünglichen Investoren bereits drei Milliarden Dollar in das Unternehmen gesteckt.

Die ursprünglich vorgesehene Konstellation umfasste eine Flotte von etwa 650 Satelliten. One Web hat allerdings sofort nach der Wiederaufnahme des Betriebs eine Genehmigung der FCC (Anmerkung: U.S. Federal Communications Commission) erhalten, 1.280 Satelliten zu starten. Damit diese Genehmigung nicht verfällt, muss die Hälfte dieser Satelliten innerhalb von mindestens sechs Jahren gestartet werden, die andere Hälfte innerhalb der darauf folgenden drei Jahre. Bereits im Mai, also noch innerhalb der Abwicklungsfrist der Insolvenz, hatte One Web sogar die Zulassung von nicht weniger als 47.844 Einheiten beantragt. Allerdings war das Unternehmen nicht in der Lage gewesen, einen schlüssigen Plan für die Vermeidung von Weltraummüll vorzulegen und die Genehmigung für einen derart stark erweiterten Umfang wurde daraufhin nicht erteilt.

Grafik: Anordnung der Satelliten unter der Nutzlastverkleidung auf dem Dispenser; Quelle: One Web