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China brachte am 5. Mai den Prototypen eines neuen bemannten Raumfahrzeugs in den Orbit. Als Träger für dieses Raumschiff, mit dem chinesische Astronauten ab der zweiten Hälfte des Jahrzehntes bemannte Flüge zur chinesischen Raumstation und zum Mond durchführen wollen, wurde eine Langer Marsch 5B eingesetzt. Für diese spezielle Variante der Langer Marsch 5 war es der Erstflug. Für die Langer Marsch 5 insgesamt war es die vierte Mission.

Der Flug begann um 12:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit an der Startanlage 101 des Raumfahrtzentrums Wenchang. Die Langer Marsch 5B zündete ihre insgesamt 10 Triebwerke und begann den Aufstieg in den Orbit. Die Rakete fliegt in einer ungewöhnlichen eineinhalb-Stufen-Konfiguration und zwar in nahezu derselben, mit der vor einigen Jahrzehnten auch die die sowjetische Energia-Rakete betrieben wurde. Dies betrifft auch die Wahl der eingesetzten Treibstoffe. Sie besteht in den Boostern aus Kerosin und flüssigem Sauerstoff, in der Zentralstufe aus flüssigem Wasserstoff und flüssigem Sauerstoff. Die Brenndauer der Booster beträgt etwa drei Minuten, die kryogene Hauptstufe bleibt für gut acht Minuten in Betrieb. Die Mission verlief von Seiten des Trägers einwandfrei und endete mit einem Perigäum von 163 Kilometern und einem Apogäum von 367 Kilometern bei einer Inklination von 41,1 Grad zum Äquator.

Hauptaufgabe des Fluges ist der Test der beim Start etwa 900 Tonnen schweren Langer Marsch 5B. Mit ihr werden die Großmodule der chinesischen Raumstation in den Orbit gebracht. Dazu muss auch die große Nutzlastverkleidung erprobt werden, so dass das der Raumschiffprototyp nicht mit einem Startrettungssystem ausgestattet und vollständig in die Fairing eingeschlossen wurde. Diese Nutzlastverkleidung hat mit einem Durchmesser 5,2 Metern und einer Länge von 20,5 Metern erhebliche Ausmaße.

Das noch namenlose neue bemanne Raumfahrzeug wird ein komplexes Flugprogramm mit einer ganzen Reihe von Bahnänderungen erfüllen. Höhepunkt des Fluges wird am dritten Flugtag ein Hochgeschwindigkeitswiedereintritt in die Erdatmosphäre sein. Aus einem Orbit mit einem Apogäum von etwa 8.000 Kilometer werden die Triebwerke des Service-Moduls die Kapsel auf neun Kilometer pro Sekunde beschleunigen und in die obersten Luftschichten hineinsteuern. Damit soll ein Wiedereintritt annähernd mit der Geschwindigkeit eines vom Mond zurückkehrenden Raumfahrzeugs simuliert, und speziell der Hitzeschild auf seine Tauglichkeit überprüft werden. Die Kapsel soll am 8. Mai in der Gegend von Jiuquan niedergehen.

Das neue Raumfahrzeug ist sowohl für zukünftige Flüge in den niedrigen Erdorbit (dann mit einem verkleinerten Servicemodul) als auch für Flüge in den cislunaren Raum und in den Mondorbit vorgesehen. Es kann bei kurzdauernden Orbitflügen bis zu sechs Besatzungsmitglieder an Bord nehmen (oder 3 Crew-Mitglieder + 500 Kilogramm Fracht), ist 8,8 Meter lang, weist einen Durchmesser von fünf Metern auf und wiegt in der Mondflugvariante 21.600 Kilogramm. Inn der Zubringer-Rolle für die Tiangong-Raumstation beträgt das Startgewicht rund 14.000 Kilogramm. Die Kapsel soll dabei bis zu zehnmal eingesetzt werden können, das Service-Modul verglüht jeweils in der Erdatmosphäre.

Als Sekundärnutzlast an Bord befand sich das Testmodell einer Wiedereintrittsballute ähnlich dem europäischen IRDT-Demonstrator der neunziger Jahre (IRDT = Inflatable Re-Entry and Descent Technology). Es verfügt über einen aufblasbaren, konisch geformten Wiedereintrittskörper der eine fallschirmlose Landung ermöglichen soll. Die Geschwindigkeit soll dabei alleine durch die voluminöse Form nur durch den Luftwiderstand so stark gebremst werden, dass ein Fallschirmsystem unnötig ist.

Bild: Start der Langer Marsch 5B; Credit: Siehe Text im Bild