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Star Trek-Poster; Credit: Paramount Letzten Samstag war ich mit den Jungs im Kino, Star Trek 11 schauen. Seitdem weiß ich jetzt endlich, wie die Sache mit diesen schwarzen Löchern funktioniert. Mir braucht jetzt keiner mehr den Supernova-Bären aufzubinden. Es geht nämlich mit Roter Materie. Ein Tropfen reicht, und Schwupps entsteht ein schwarzes Loch, groß genug um einen Planeten von der Größe, sagen wir mal, Vulkans zu verschlingen. Ein Kubikmeter genügt, um das Schwarze Loch im Zentrum der Milchstraße zu schaffen. Und das ist auch ungefähr die Menge von dem Stoff die der dunkle Remulaner-Captain Nero in seinem fast planetengroßen Raumschiff mit sich führt. Weiß der Deibel, wo er das Zeug her hat. Es wäre der Renner bei Al Kaida oder Kim Jong-il. Nero also hockt seit einem Vierteljahrhundert mit unvermindertem Zorn in seinem Riesenkahn vor so einem schwarzen Loch und wartet auf Spock, um sich an ihm zu rächen, weil der angeblich irgendwas in der Vergangenheit verbockt hat. Das ist der eine Teil der Story...

...der andere Teil Geschichte dreht sich darum, wie Kirk, Spock, Pille, Scotty, Tschekov und Uhura zusammen finden.

Holdrio, da geht die Post ab. Star Trek meets Star Wars. Alles ist speedy, modern, lustig, komplett sinnfrei und noch kompletter unlogisch. Und das trotz Spock in zwei Hauptrollen. Einmal als Spock und das andere Mal auch als Spock. Die beiden begegnen sich sogar was aber trotzdem nicht paradox ist sondern nur, wir hatten es grade: unlogisch. 

Ein neuer Ansatz war auch sowas von nötig. Die Trekkies lechzen seit Jahren nach frischem Futter. Die alten TV-Konserven haben längst Rost angesetzt und die VHS-Tapes verstauben in den Regalen. Die letzten Kinofilme waren bräsig, barock und bieder. Tote Hose in der Föderation. Man vertrug sich sogar mit den Klingonen und die Borg in ihren Weltraumwürfeln gehörten fast schon zur Familie.

Bis jetzt J. J. Abrahams das Heft in die Hand nahm. Der hat zuvor schon einen Haufen Zeug gemacht, das nur meine Jungs kennen aber nicht ich. Von „Mission Impossible III“ mal abgesehen, den ich letzthin gesehen habe, als ich Andreas (14) auf Anweisung seiner Mutter vom Fernseher abziehen sollte.

Die neue NCC-1701 USS-Enterprise sieht dem Original hinreichend ähnlich, hat jetzt aber ein paar Chromleisten und Spoiler mehr und ist vor allem in der Innenaustattung und im Flugkomfort stark verbessert. 

Die Darsteller waren mir zwar fast alle unbekannt (sieht man von Leonard Nimoy als Spock dem Älteren, Bruce Greenwood als Captain Pike und Winona Ryder als Mutter von Spock dem Jüngeren mal ab). Das Jungvolk agiert aber gar nicht übel. Die Figuren werden elegant und zügig eingeführt. Jeder bekommt sein Solo und die Dialoge sind frech und frisch.

 Die beiden Spocks sind die Stars des Films. Spock der Jüngere fand übrigens die völlig runderneuerte Uhura genauso FAS-ZI-NIER-END wie ich. Die sieht nun wirklich allerliebst aus und hätte ruhig einen größeren Anteil an der furchtbar männerlastigen Handlung haben können. Auch die Kameraführung ist kein Vergleich zu früher. Sie ist jetzt nicht mehr außerhalb des Sets einbetoniert, sondern mittendrin im Geschehen. Schnelle Schwenks, viele Nahaufnahmen, rasante Kamerafahrten. Das lebt und atmet.

Eins muss dem Konsumenten der Show aber von vorneherein klar sein: Das Ganze ist ein komplett sinnfreies Spektakel. Es ist  an keiner Stelle auch nur ansatzweise logisch, und das, obwohl Spock mitspielt (der aber in dem Film ungefähr doppelt so emotional ist wie Mike Tyson auf Dope). Es ist völlig sinnlos, sich über irgendein technisches oder physikalisches Detail Gedanken zu machen. Das bringt im Kino nur die 12-jährigen zum Verzweifeln.

Die fragen sich dann, warum es überhaupt ein Raumschiff braucht, wenn man sich offensichtlich von überall her aus dem Stand auf Warp-Geschwindigkeit bringen kann und in drei Minuten am Planeten Vulkan ist. Da brauch ich mit dem Fahrrad zum Bäcker länger. Überhaupt vermittelt Star Trek 11 nicht gerade Raumfahrt-Feeling, denn alles scheint irgendwie gleich um die Ecke zu sein.

Warum die Jungs überhaupt ab und zu in eine Raumfähre steigen ist mir sowieso ein Rätsel. Pausenlos wird rumgebeamt. Als nächste Rationalisierungsmaßnahme wird man dieTransporter gleich auf der Erde aufstellen, und einfach von dort aus das ganze Personal quer durch die Galaxis zu beamen. Das ist wohl auch die Zukunft, auf welche die ESA immer hofft, wenn sie wieder mal – wie seit 25 Jahren - die Entscheidung für ein bemanntes Raumtransportsystem vertagt.

Ach je, ich schweife ab...

In den frühen Filmen schälte sich die Enterprise nur durch das Fingerspitzengefühl ihrer Besatzung mittels kunstvoller Bedienung des Lageregelungssystems aus dem Raumdock, bewegte sich dann vorsichtig ein paar Kilometer weg, und dann gab Kirk die Weisung: „Scotty: Impulstriebwerke“. Damit gings dann hinaus zur Jupiterbahn. Und erst da und nicht vorher durfte gewarpt werden, wohl um die Erde nicht durch irgendwelche Raumkrümmungseffekte zu gefährden. Das ist neuerdings aber pillepalle, denn es geht gleich aus dem Stand und 50 Meter hinter dem Raumdock auf Warp 8, was in diesem Film bedeutet, dass man in acht Minuten auf der anderen Seite der Galaxis ist und in acht Stunden am Cafe am Ende des Universums.

Und wie gehts weiter?

Der meuternde Kirk wird von Spock dem Jüngeren auf einem Planeten ausgesetzt, der sich rein zufällig auf dem Weg der Enterprise befindet, wo er rein zufällig auf Spock Senior trifft, der ihn vor grässlichen Bestien rettet und zu Scotty bringt, der sich rein zufällig auch diesem Planeten befindet und dort gerade zufällig den Warp-Beam erfindet, mittels dem man sich, wer hätte das gedacht, auf warpende Schiffe beamen kann, was ausgerechnet just in diesem Moment rein zufällig dringend notwendig ist und in dessen Inneren es dann so ähnlich aussieht wie im Wasserkraftwerk am Walchensee. Kann aber sein, dass das überhaupt kein Zufall ist und das Universum nur drei oder vier Planeten hat und mir diese Wissenschaftler schon wieder Unfug erzählt haben, so wie mit den schwarzen Löchern.

Captain Pike rekrutiert seine Besatzung übrigens höchstpersönlich unter Bauernburschen und Suffnickeln und die 17-jährigen Kadetten dürfen allesamt auf das brandneue Flottenflaggschiff, dessen Bau wahrscheinlich 95 Fantastilliarden Föderationstaler verschlungen hat nur um es gleich beim ersten Manöver halb zu Klump zu fliegen.

Zu meiner persönlichen Freude lässt Abrams trotz des permanenten rumgebeames und gewarpes den an sich völlig überflüssigen sonstigen Fortbewegungsmitteln genauso viel Liebe angedeihen wie George Lukas bei Star Wars. Bei dem tuckert auch alle zwei Minuten irgendein lustig aussehendes Vehikel an oder rödelt wieder von dannen. Meine persönlichen Favoriten bei Star Trek 11 sind übrigens die in wilden Kurven rumgurkenden Weltraumrührbesen vom Vulkan.

Der Plot ist - ich sagte es schon - kompletter Oberschmarrn. Aber das ist auch in der Oper meistens der Fall. Hier wie dort weiß der Zuseher, dass das was da auf der Bühne vor sich geht mit der Wirklichkeit rein gar nichts gemein hat und trotzdem unterhält man sich gut.

Letztlich ist das auch alles wurscht: Bei Star Trek 11 tanzt der Bär bis der Arzt kommt, und wer sich den nicht anschaut, ist selber schuld. Geht ins Kino, kauft euch einen Sack Popcorn (mittelgroß oder groß) aber dazu nur ein ganz kleines Getränk, denn der Film dauert 126 Minuten und in den drei Minuten auf dem Klo versäumt ihr garantiert ein halbes Dutzend bester Qualitätsgags.

Astra