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China startete am 3. Mai mit der Probenrückführsonde Chang’e 6 eine der bedeutendsten und komplexesten Missionen des Jahres 2024. Das massive Raumfahrzeug ist mit einem Startgewicht von 8,2 Tonnen die schwerste unbemannte Raumsonde, die je zum Erdtrabanten entsandt wurde. Es ist die zweite Probenrückführmission die China zum Mond unternimmt und die erste in der Geschichte der Raumfahrt, die ein Landegebiet auf der erdabgewandten Seite des Mondes zum Ziel hat. Startort war das Raumfahrtzentrum Wenchang am Gelben Meer. Als Träger wurde eine Rakete des Typs Langer Marsch 5 eingesetzt, der schwerste Träger, den China derzeit zur Verfügung hat. Die gesamte Dauer der Hauptmission, vom Start in Wenchang bis zur Landung der Rückkehrkapsel in der Wüste Gobi, ist auf 53 Tage veranschlagt.

Die Mission begann um 11:27 Uhr mitteleuropäischer Zeit an der Startanlage 101 des Weltraumbahnhofs. Zum Zeitpunkt des Abhebens betrug das Gesamtgewicht von Rakete und Nutzlast 852 Tonnen. Zwei Minuten und 55 Sekunden nach dem Liftoff wurden die vier mit Kerosin und flüssigem Sauerstoff betriebenen Booster abgetrennt. Die beiden Triebwerke der Zentralstufe liefen bis zur achten Flugminute. Danach zündeten die beiden Triebwerke der mit Sauerstoff und Wasserstoff betriebenen Zweitstufe ein erstes Mal für etwa vier Minuten und brachte die Orbitaleinheit in eine niedrige Übergangsbahn. Eine zweite Brennphase von sieben Minuten Dauer beschleunigte Chang’e 6 nach einer zehnminütigen Driftphase auf die lunare Transfergeschwindigkeit. Das Manöver resultierte in einer Erdumlaufbahn mit einem Perigäum von 91 Kilometern, einem Apogäum von 537.000 Kilometern und einer Bahnneigung zum Äquator von 23,15 Grad. 36 Minuten und 58 Sekunden nach dem Liftoff wurde die Sonde schließlich freigegeben.

Chang’e 6 besteht aus vier Hauptkomponenten: Dem Orbitmodul, dem Lander, der Aufstiegsstufe und der Rückkehrkapsel. Sie führt außerdem einen kleinen Rover mit sich und eine neun Kilogramm schweren Nanosonde, die in Zusammenarbeit mit der Jiao Tong Universität in Shanghai und der pakistanischen Raumfahrtbehörde SUPARCO entstanden ist. An Bord von Chang’e 6 befinden sich auch Experimente aus Italien, Frankreich und Schweden.

Nach dem Einschwenken in die Mondumlaufbahn, das mit den Triebwerken des Orbitmoduls durchgeführt wird, trennt sich der zusammen mit der Aufstiegsstufe etwa 3.200 Kilogramm schwere Lander und steigt zur Oberfläche ab. Nach der Probenentnahme startet die – vollbetankt – 700 Kilogramm schwere Aufstiegsstufe wieder in die Mondumlaufbahn und koppelt dort am Orbiter an. Der Lander verbleibt als aktive Station auf der Mondoberfläche. Die Aufstiegsstufe übergibt dann die Proben an die Wiedereintrittskapsel, die sich an der Spitze des Orbiter befindet und trennt sich danach wieder ab. Der Orbiter beschleunigt einige Tage später wieder auf Erdtransfergeschwindigkeit. Wenige Stunden vor dem Eintritt in die Erdatmosphäre trennen sich Landekapsel und Orbiter. Letzterer fliegt danach an der Erde vorbei, während der Lander am 53. Tag der Mission in der nördlichen Gobi niedergehen soll.

Chang’e 6 soll insgesamt etwa zwei Kilogramm an Bodenproben mit zur Erde bringen. Das liegt in etwa in der Größenordnung der Probenmenge, die Chang’e 5 im Jahre 2020 von der erdzugewandten Mondseite zur Erde brachten. Das waren seinerzeit 1.731 Gramm.

Das Landegebiet liegt im südlichen Teil des Apollo-Kraters, der sich seinerseits im Aitkin-Becken befindet.

Nach dieser Mission sieht die Startstatistik 2024 wie folgt aus:

  1. USA: 47 (davon SpaceX: 45)
  2. China: 19 (davon 1 Teilversager)
  3. Russland: 6
  4. Neuseeland: 5
  5. Japan: 3 (davon 1 Fehlschlag)
  6. Indien: 2
  7. Iran: 2

 Bild: Eines von mehreren Logos zum Start der chinesischen Mondsonde Chang'e 6. Quelle: CNSA