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herzlich willkommen in unserer neuen Rubrik „Private Raumfahrt“. Darin wird „Der Orion“ von nun an in Kleinbeiträgen - geplant sind sie mehrmals wöchentlich - zu den Aktualitäten der privaten suborbitalen, orbitalen und extraorbitalen Raumfahrt  Stellung nehmen. Damit ich den Output neben meinen vielen anderen Aktivitäten schaffe, werde ich hier die Sonderform der „unreinen“ Darstellung anwenden: parteiisch (ich bin grundsätzlich ein Fan der privaten Raumfahrt), politisch unkorrekt und je nach persönlicher Stimmungslage eingefärbt.

Anfangen will ich mit dem Suborbital-Nonsens des Tages, auf den mich Andreas Schepers (@AndreasSchepers) über Twitter aufmerksam gemacht hat.

Die Geschichte http://bit.ly/1gawEH5 handelt von einem Menschen namens Felix Stach, der Ende 2015 mit der XCOR Lynx Mark II einen suborbitalen Raumflug unternehmen will, nachdem er dafür ein Ticket über das Unilever Duftwässerchen „Axe“ gewonnen hat. Noch in diesem Jahr will übrigens eine Kraftfahrzeug-Meisterin aus Magdeburg namens Heike Düsterhöft http://bit.ly/1ghZR1A mit dem Lynx II ins All fliegen. Dafür hat sie sich ganz offensichtlich auch gleich bei Playmobil einen Raumanzug besorgt http://bit.ly/1bL47qo . Auch sie hat ihren Trip gewonnen, und zwar beim Boulettenbrater McDonald’s. Ihre Reise soll von Curacao aus starten, wo es landschaftlich auch reizvoller wäre, als am Werksflughafen von XCOR, der in einer ziemlich öden (aber für Testflüge gut geeigneten) Gegend in der Mojave-Wüste liegt, oder vom Texanischen Midland, wohin die Firma dieser Tage umzieht.

Wünschen wir dem Herrn und der Dame also viel Glück bei ihrer sehr, sehr langen Wartezeit (auf der hübschen Insel Curacao sicher kein Problem), denn eines ist völlig sicher: Weder wird Frau Düsterhöft in diesem Jahr noch  Herr Stach im Jahr 2015 mit der XCOR Lynx II irgendwohin fliegen. Das liegt simpel und einfach daran liegt, dass ihr Fluggerät nicht existiert. Selbst die nicht weltraumtaugliche Vorläuferversion des Lynx Mark II, der Mark I, hat bislang weder seinen Rollout, noch seinen Erstflug erlebt. Vom Abschluss eines Qualifikationsprogramms, das den Transport von Mitfliegern erlauben würde, ganz zu schweigen. Vom Nachfolgemodell Mark II, das als erstes XCOR-Fluggerät entsprechend den Statuten der IAU an die Grenze zum Weltraum kratzen soll, existieren bislang lediglich schicke Powerpoint-Folien.

Selbst wenn die beiden dann eines Jahres ihren Flug antreten, müssen sie zunächst 175 Bewerbern den Vortritt lassen, die ihre Reservierung schon vor ihnen abgeschlossen haben. Bis diese Warteschlange abgearbeitet worden ist, kann es dauern. Der Lynx Mark II kann nämlich neben dem Piloten noch genau einen Passagier mitnehmen.

Die ansonsten durchaus seriöse und tüchtige Firma XCOR täte gut daran, ihren holländischen Vermarkter „Space Expedition Corporation“ http://www.spacexc.com/en/home/ zurückpfeifen, damit der seine Prognosen zukünftig wenigstens irgendwo in der Nähe der Realität ansiedelt.