Das Rätsel um die Satelliten der Yaogan 35 und 36-Serie nimmt immer größere Ausmaße an. Dies vor allem aufgrund der steigenden Anzahl von Einheiten, die in kurzen Zeitabständen in den Orbit gebracht werden. Damit lassen sich frühere Deutungen zum Einsatzzweck nicht länger halten. Unter diesem Aspekt ist auch der Start einer neuen Dreiergruppe von Yaogan-36 Satelliten am 27. November rätselhaft. Als gesichert gilt nur, dass es sich um militärische Aufklärungssatelliten handelt. Als Träger wurde eine Rakete des Typs Langer Marsch 2D eingesetzt. Damit hat dieser Typ im laufenden Jahr bereits 13 Starts absolviert, und liegt in der Rangliste der weltweit am häufigsten eingesetzten Trägerraketen des Jahres 2022 auf Rang 3 (hinter der Falcon 9 von SpaceX und der Sojus vom Progress Raketenzentrum in Samara.

Die Mission begann um 13:23 Uhr mitteleuropäischer Zeit an der Startanlage 2 des zentralchinesischen Weltraumbahnhofs Xichang. Weniger als eine Stunde später war ein Orbit mit einem Perigäum von 490 Kilometern, einem Apogäum von 500 Kilometern und einer Bahnneigung zum Äquator von 35,00 Grad erreicht.

Interessant in dem Zusammenhang ist auch, dass China inzwischen damit aufgehört hat, die gestarteten Satelliten in Gruppen zu benennen (wobei die neuen Einheiten als Yaogan 36-03A, B und C bezeichnet werden müssten). Die offiziellen Kommentare sprechen nur von Yaogan 36, so, als würde es sich um eine einzelne Einheit handeln. Nach wie vor besonders rätselhaft ist die niedrige Inklination, auf denen die Satelliten unterwegs sind. Sie ist mit 35 Grad so tief, dass sogar der Norden Chinas inklusive seiner nördlichen Küstenlinien nicht mehr im Beobachtungsbereich der Einheiten liegt. Im Grunde decken die Einheiten der Yaogan 35 und 36-Serie nur der äquatoriale Bereich und die Subtropen ab.

Auch dem Startlogo, das manchmal Hinweise über die Aufgabenstellung gibt, ist nicht viel mehr zu entnehmen, als dass die Oberstufe mit einem „Drag-Sail“ ausgestattet ist, um ein schnelleres Deorbiting zu bewirken und dass die Hauptaufgabe der Satelliten in irgendeiner Form mit Meeresbeobachtung zu tun hat.

Bild: Missionslogo. Quelle: CASC