Die russische Raumfahrtagentur Roskosmos hat am 23. Juli ein Nachschubraumschiff zur Internationalen Raumstation entsandt. Nach einem schnellen Rendezvous mit dem Außenposten – der Anflug dauerte nur etwa drei Stunden – schien es kurzfristig, als stünde das Anlegemanöver kurz vor dem Scheitern. Ein Software-Problem an Bord des Raumfrachters sorgte für spannungsgeladene Momente, als das Raumfahrzeug nur wenige Meter vor der Station vom vorgesehenen Flugpfad abwich.

Progress MS-15 hatte die Startanlage 31/6 in Baikonur um 16:26:22 Uhr mitteleuropäischer Zeit verlassen, fast genau zu dem Zeitpunkt, an dem die ISS den Startplatz überflog. Ein auf die Sekunde pünktlicher Start war notwendig, damit das Raumfahrzeug acht Minuten und 46 Sekunden später direkt auf die Flugbahn zur ISS einschwenken konnte. Drei Brennmanöver zur Bahnanpassung erfolgten danach in etwa halbstündigen Abständen. Damit erreichte die Progress die Flughöhe der ISS.

Das Anlegemanöver am Pirs-Modul wurde wie üblich automatisch mit dem Kurs-NA Rendezvous-System durchgeführt. Auf den letzten Metern wich das Raumschiff aber von der Ideallinie ab. Zweimal versuchten die beiden Kosmonauten an Bord von der Bodenstation eine Freigabe für ein manuell geführtes Manöver (per Fernsteuerung) zu bekommen, beide Male lehnte die Bodenstation dies ab. Am Ende gelang aber dennoch ein reguläres automatisches Anlegemanöver.

Mit den etwa 2,6 Tonnen an Vorräten – Treibstoff, Nahrungsmittel, Versorgungsgüter und Experimente - die Progress M-15 zur Station brachte, kann eine sechsköpfige Crew bis weit in das Jahr 2021 hinein auf der Station versorgt werden. Allerdings war schon vor dem Einsatz des russischen Raumfrachters die Versorgungslage auf der ISS recht entspannt gewesen.

Gegenwärtig ist geplant, dass Progress MS-15 zum Ende ihrer Mission im Dezember keinen „normalen“ Abflug vornimmt, sondern zusammen mit dem Pirs-Modul von der Station abdockt und mit diesem zusammen in die Erdatmosphäre eintritt. Damit wird an der Stelle des Pirs-Moduls Platz für das Nauka-Modul gemacht, das im nächsten Jahr zur ISS gebracht werden soll. Es wird dann an der Stelle anlegen, an der sich bisher das Pirs-Modul befand.

Bild: Die Trägerrakete für Progress MS-15 wird startfertig gemacht; Credit: Roskosmos