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SpaceX brachte am 31. August den argentinischen Radar-Erdbeobachtungssatelliten SAOCOM 1B zusammen mit zwei kleinen US-Nutzlasten in eine polare, sonnensynchrone Umlaufbahn. Es war dies der erste Start in einen solchen Orbit von Cape Canaveral aus seit über 50 Jahren. Es war gleichzeitig eine Jubiläumsmission für SpaceX, nämlich der insgesamt 100. Orbitalstart. Mitgezählt sind hier auch die fünf Falcon 1- und die drei Falcon Heavy-Missionen.

Die Mission begann um 1:18 Uhr mitteleuropäischer Zeit an der Startanlage 40 auf der Luftwaffenbasis Cape Canaveral. Der Flug begann auf die Minuten pünktlich, obwohl die Wettervorhersage für diesen Zeitpunkt nicht gut aussah. Nach schwerem Regen am Vormittag tat sich aber rechtzeitig zum Start eine Wolkenlücke auf.

Der Boosterstufe B1059.4, die für diese Mission eingesetzt wurde, wurde zuvor schon für die Starts von CRS-19 und CRS-20 sowie für die 10. Starlink-Mission verwendet. Er führte nach dem aktuellen Einsatz einen perfekten Touchdown in der Landing Zone 1 in Cape Canaveral durch.

SAOCOM 1B wurde nach knapp 13 Minuten auf einer Bahn in einer Höhe von 610 Kilometern bei einer Bahnneigung von 97,9 Grad abgeliefert. 45 Minuten später wurden auch die beiden anderen Satelliten von der zweiten Stufe freigegeben.

Der Flug führte auf einer ungewöhnlichen Bahn in den Orbit, nämlich genau nach Süden knapp entlang der Küste Floridas und dann über Kuba. Dieser so genannte „südliche Korridor“ wurde zuletzt am 26. Februar 1969 benutzt, als eine Delta E-Rakete den Wettersatelliten ESSA-9 startete.

SAOCOM 1B ergänzt SAOCOM 1A, den SpaceX am 7. Oktober 2018 von der Luftwaffenbasis Vandenberg aus gestartet hatte. Vandenberg ist denn auch die „normale“ US-Startbasis für polare Umlaufbahnen. Von dort aus können alle Umlaufbahnen hoher Inklination oder sogar retrograde Orbits ohne wesentliche Beschränkungen angeflogen werden, weil dort die Aufstiegsbahn immer über offenes Meer führen. Allerdings gab es in den letzten Jahren wegen Waldbränden häufig langdauernde Beschränkungen für Starts auf der kalifornischen Basis, weswegen der Ostküstenkorridor erneut in Betracht gezogen wurde.

Um den Überflug über bewohntes Gebiet zu vermeiden, musste die Falcon mit SAOCOM ein so genanntes Dogleg-Manöver durchführen, also quasi eine kurvenförmige Bahn entlang der Küste fliegen, um am Ende die richtige Inklination zu treffen. Zusätzlich gab es in den ersten Flugphasen ein erhöhtes Risiko, da die Falcon 9 beim Start die südlich gelegenen Launch Pads überfliegen musste. Das betrifft derzeit vor allem die Startrampe 37B, wo derzeit eine sehr teure klassifizierte Nutzlast auf einer Delta 4 auf ihren Start wartet. Das NRO, der Kunde dieser Mission, hatte SpaceX zunächst nicht erlaubt, die Startrampe 37B zu überfliegen, entschied sich dann aber anders, als nach einem „Launch pad abort“ am Vortag klar wurde, dass die Delta 4 noch mindestens eine Woche dort auf der Rampe stehen würde.

SAOCOM 1B hätte eigentlich schon im März gestartet werden sollen, aber die Einreisebeschränkungen wegen der Corona-Krise erlaubten es dem argentinischen Projektteam nicht, in die USA einzureisen um die Startvorbereitungen durchzuführen. Der Satellit befand sich schon in Florida und musste daher bis Anfang Juli eingelagert werden.

Der 3.050 Kilogramm schwere SAOCOM 1B wird, wie schon SAOCOM 1A, von der argentinischen Raumfahrtbehörde CONAE betrieben. Er beobachtet die Erde nicht im optischen Bereich, sondern mittels eines L-Band Synthetic Aperture Radar (SAR).

Mit an Bord bei dieser Mission waren noch die beiden Mikrosatelliten GNOMES-1 (für: GNSS Navigation and Occultation Measurement Satellite) und Tyvak 0172. Ersterer ist ein Technologieexperiment für die Durchführung von Wettermessungen unter Verwendung von Signaldaten der vier Navigationssatelliten-Netze. Der zweite ein 6-Unit-Cubesat von Tyvak Nano-Satellite Systems, bei dem Gewicht und Einsatzzweck derzeit noch unbekannt sind.

Bild: Missionslogo des SAOCOM 1B-Starts; Credit: SpaceX