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Zum ersten Mal seit drei Jahren war am 15. Juli wieder eine Rakete aus der Minotaur-Serie für einen Orbitaleinsatz unterwegs. An Bord des vierstufigen Feststoffträgers befanden sich insgesamt vier Nutzlasten, die gemeinsam die Mission NRO-L129 bildeten. Ihr Einsatzzweck blieb geheim, wie nicht anders zu erwarten war, beim Auftraggeber der Mission, dem National Reconnaissance Office (NRO) der USA.

Der Start erfolgte um 15:46 Uhr mitteleuropäischer Zeit von der Anlage 0B des Midatlantic Reginal Spaceports auf Wallops Island in Virginia. Wie üblich bei militärischen Feststoffraketen erfolgte auch hier der Start mit immensen Beschleunigungswerten. Bereits 17 Sekunden nach der Zündung wurde die Schallmauer durchbrochen. Die TV-Übertragung vom Start wurde nach dem Ausbrennen der zweiten Stufe weniger als zwei Minuten nach dem Verlassen des Startsockels auf Wunsch des NRO beendet. Einige Stunden später gab es jedoch eine Verlautbarung des Geheimdienstes, dass die Satelliten wie geplant abgesetzt wurden. Über die Bahnparameter ist noch nichts bekannt, außer dass die Inklination etwa 44 Grad beträgt, was den Einsatz der Satelliten bezüglich optischer oder elektronischer Beobachtung auf die mittleren Breiten beschränkt.

Die Feststofftreibsätze, die heute in den drei ersten Stufen verwendet wurden, wurden bereits vor 32 Jahren produziert. Die Peacekeeper-Rakete, in der sie eingefüllt waren, stand danach 15 Jahre lang in ihrem Silo in Bereitschaft. Im Jahre 2005 wurde die Peacekeeper dann aus dem aktiven Dienst genommen und die Treibsätze wurden in der Luftwaffenbasis Hill in Utah eingelagert.

Die Minotaur-Raketenfamilie wird von Northrop Grumman produziert. Besser gesagt: Sie wird zusammengestellt. Es handelt sich dabei nämlich um einen bunten Baukasten militärischer Feststoff-Treibsätze aus den unterschiedlichsten Programmen, ab und zu gewürzt mit der einen oder anderen zivilen Komponente, die dann je nach Missionsanforderung eine individuell zusammengestellte Rakete bilden. In der Mehrheit bestehen diese Treibsätze aus ausgemusterten einzelnen Stufen von verschiedenen Minuteman-Bauserien und Peacekeeper-Interkontinentalraketen. Auf Grund gesetzlicher Vorgaben dürfen mit den Minotaurs (mit Ausnahme der Minotaur-C) nur institutionelle US-Nutzlasten gestartet werden.

Im Rahmen dieser Raketenfamilie mit ihren sechs Hauptvarianten ist die Minotaur IV, die in den ersten drei Stufen der Minotaur III entspricht, aber eine Orion 38 Viertstufe der Pegasus verwendet, neben der Minotaur VI die leistungsfähigste Version. Sie ist in der Lage, 1.820 Kilogramm von Cap Canaveral aus auf eine niedrige Erdumlaufbahn zu bringen, oder 1.000 Kilogramm auf einen sonnensynchronen Orbit von Vandenberg aus. Sie liegt damit in der Leistungsklasse der europäischen Vega.

Die Minotaur IV hat bislang vier Orbitalmissionen und zwei suborbitale Flüge durchgeführt. Selbst von dieser Subvariante gibt es noch einmal vier Unterversionen, also im Prinzip fast für jeden Start eine eigens zusammengestellte Rakete. Sie ist als Standard-Minotaur IV erhältlich, als Minotaur IV Lite und fliegt dann ohne vierte Stufe suborbitale Missionen, als Minotaur IV HAPS und ist dann mit einem „Hydrazine Auxiliary Propulsion System“ ausgerüstet um Nutzlasten auf unterschiedlichen Umlaufbahnen abzusetzen und schließlich als Minotaur IV+ mit einer Star 48V Viertstufe. Auch die vier bislang durchgeführten Orbitalflüge der Minotaur IV verliefen alle erfolgreich.

Bild: Logo der Mission NRO-L129; Credit: Northrop Grumman