Eine Atlas 5 der United Launch Alliance brachte am 19. November, um 18:42 US Ostküstenzeit (0:42 Uhr am 20. November mitteleuropäischer Zeit) von der Startanlage 41 der Luftwaffenbasis Cape Canaveral den militärischen Wettersatelliten GOES-R auf eine geostationäre Transferbahn. Der exakte Zeitpunkt war 0:42 Uhr. Am Startort Cape Canaveral war es da allerdings erst 18:42 Uhr am 19. November. Der Missionsbeginn war um eine Stunde verschoben worden, weil die Luftwaffe, die für das Startgelände verantwortlich ist, erst ein nicht näher spezifiziertes Problem mit der „Range“ abklären musste. Somit erfolgte der Start dann erst in der letzten Sekunde des verfügbaren Startfensters.

GOES-R (die Abkürzung GOES steht für Geostationary Operational Environmental Satellite) ist ein hochkomplexes Raumfahrzeug und die erste Einheit der vierten Generation geostationärer US-Wettersatelliten. Das Vehikel war beim Start über 5.200 Kilogramm schwer, was den Einsatz der Atlas 5-Version 541 mit vier Feststoffboostern und einer fünf Meter weiten Nutzlastverkleidung notwendig machte. Das ist die zweitschwerste verfügbare Variante der Atlas 5. Nach drei Brennmanövern der Centaur-Oberstufe war ein Transferorbit mit einem Perigäum von 8.135 Kilometern, einem Apogäum von 35.290 Kilometern und einer Bahnneigung zum Äquator von 10,62 Grad erreicht. Von hier aus wird sich das Raumfahrzeug mit den Bordtriebwerken auf die endgültige geostationäre Position begeben. Die Mission war der 67. Einsatz einer Trägerrakete des Typs Atlas 5 und der zweite Flug dieses Typs innerhalb von nur zwei Wochen.

GOES-R ist für  Lebensdauer von 20 Jahren ausgelegt. Auftraggeber für den Satelliten ist die US-Wetterorganisation NOAA. Gebaut wurde er von Lockheed Martin. Insgesamt hat NOAA vier Einheiten bestellt. GOES-R ist in der Lage, innerhalb von sechs Monaten mehr Informationen zur Erde zu senden, als alle bisherigen GOES-Wettersatelliten während ihrer gesamten Lebensdauer zusammen. Das Herzstück von GOES-R ist der so genannte „Advanced Baseline Imager (ASI)“, ein sehr fortschrittliches Kamerasystem, das Bilder sehr hoher Auflösung in schneller Folge liefert. Wenn sich eine kritische Wettersituation entwickelt, kann dieses System in das entsprechende Gebiet „hineinzoomen“ und alle 30 Sekunden ein Bild in 16 verschiedenen Spektralkanälen liefern. In Zusammenhang mit einem fortschrittlichen Doppler-Radar lässt sich damit innerhalb kürzester Zeit ermitteln, ob ein Sturmsystem wächst oder ob es abflaut. ASI hat ein Auflösungsvermögen von 500 Metern pro Bildpunkt. Aus einer Höhe von 36.000 Kilometern ist das ein beachtlicher Wert. Die gegenwärtigen GOES-Satelliten können alle 27 Minuten ein Bild der gesamten Hemisphäre machen, und haben eine Zoomfunktion, die es erlaubt, einen kritischen Bereich alle fünf Minuten zu scannen.

GOES-R soll aber nicht nur die Wetterentwicklung beobachten. Er soll auch Waldbrandüberwachung durchführen, die Luftbelastung aufzeichnen und analysieren, Vulkanausbrüche genau unter die Lupe nehmen, vor allem hinsichtlich der Verteilung von Asche in der Atmosphäre, und Vegetationsveränderungen observieren. Zusätzlich gibt es einen "Lightning-Mapper" an Bord, der pro Sekunden 200 Bilder macht und mit dem über ganz Nord- und Südamerika die Gewitter-Aktivität aufgezeichnet wird. Alles in allem wird GOES-R seinen Nutzern jeden Tag etwa 1,75 Terabyte an Informationen zur Verfügung stellen. Diese Datenmenge entspricht 200 Spielfilmen in HD-Qualität.  Die ersten Daten werden nach Abschluss der Indienststellungsphase in etwa zwei Monate erwartet. Dann wird GOES-R in GOES 16 umbenannt und damit als operationeller Satellit geführt.

Gegenwärtig besitzt NOAA drei aktive geostationäre Wettersatelliten. Das sind GOES-15 (auch GOES-West genannt) über dem 135. Längengrad, und GOES-13 (GOES-Ost) über dem  75. Längengrad. Zwischen diesen beiden steht GOES-14 als Reserveeinheit, um bei Ausfall eines der beiden sofort dessen Position einnehmen zu können. Im Jahre 2018 soll GOES-S gestartet werden, GOES-T im Jahre 2019 und GOES-U im Jahre 2024.

Bild: GOES-R - künstlerische Darstellung. Credit: Lockheed Martin