Den Rekord für den kürzesten Raumflugversuch des Jahres 2025 hielt bislang Isar Aerospace mit ihrer Spectrum-Rakete. Die komplette Flugdauer bis zum Aufschlag auf dem Wasser betrug beim Erstflug dieser Rakete am 30. März 39 Sekunden (wobei die Triebwerke bereits nach 21 Sekunden ihren Dienst quittierte). Dieser zweifelhafte Rekord wurde am 29. Juli von der Eris-Rakete des australischen Herstellers Gilmour Space noch einmal deutlich unterboten. 

Die nur 22 Sekunden dauernde Mission der etwa 34 Tonnen schweren Rakete begann um 0:37 Uhr mitteleuropäischer Zeit am Bowen Orbital Spaceport in Nordaustralien. Bereits in der ersten Sekunde des Liftoff fiel das erste der vier Sirius-Erststufentriebwerke aus. Die Rakete kletterte danach langsam bis etwa auf die Höhe des Startturms und begann sich danach seitwärts zu bewegen. Nur wenige Sekunden danach fiel offenbar ein weiteres Triebwerk aus, und die Rakete sank zu Boden. Interessanterweise explodierte sie jedoch beim Aufschlag nicht, was der ungewöhnlichen hybriden Treibstoffkombination geschuldet ist, die aus einer festen Treibstoffkomponente und Wasserstoffperoxid als Oxidator besteht.

Der Start stellte den ersten Versuch einer Orbitalmission mit einer vollständig in Australien entwickelten und gebauten Rakete dar. Trotz des ausgesprochen mageren Resultates war die Stimmung nach der ultrakurzen Mission prächtig. Anfang kommenden Jahres will Gilmour Space den zweiten Startversuch unternehmen. Wenn es die Rakete irgendwann tatsächlich in den Orbit schafft, dann sollte sie in die Lage sein eine Nutzlast von etwa 300 Kilogramm dorthin zu schaffen. Die Nutzlast für diese erste Testmission bestand übrigens aus einem Glas mit Vegemite, dem traditionellen australischen Brotaufstrich, den Nicht-Australier für ungenießbar halten. Von daher hielt sich der materielle Schaden  in Grenzen.

Nach diesem Einsatz sieht die Startübersicht des Jahres 2025 wie folgt aus:

  1. USA: 97 (davon SpaceX: 92). 1 Fehlschlag (Alpha)
  2. China: 40, davon 1 Fehlschlag
  3. Neuseeland: 10
  4. Russland: 9
  5. Europa: 3
  6. Indien: 2, davon 1 Fehlschlag (PSLV XL)
  7. Japan: 2
  8. Deutschland: 1, davon 1 Fehlschlag (Spectrum)
  9. Australien: 1, davon 1 Fehlschlag (Eris 1)

Die Statistik der eingesetzten Startplätze stellt sich nun folgendermaßen dar:

  1. Cape Canaveral/Kennedy Space Center: 64 (48/16)
  2. Vandenberg Space Force Base: 33
  3. Jiuquan: 14
  4. Xichang: 11
  5. Mahia: 10
  6. Wenchang: 6 (institutionell 5/kommerziell 1)
  7. Taiyuan: 6
  8. Plessezk: 5
  9. Baikonur: 3
  10. Guyana Space Centre: 3
  11. Satish Dhawan: 2
  12. Dongfanghang Tiangang (auch: Oriental Spaceport Launch Ship): 2
  13. Tanegashima: 2
  14. Andøya: 1
  15. Wostotschnij: 1
  16. Bowen Orbital Spaceport: 1

Bild: Gilmour Space